RGB Beleuchtung und Lüftersteuerung ganz ohne Bloatware? Ganz einfach!

Da hast du dir gerade einen schicken Rechner aus diversen Teilen mit RGB-Beleuchtung zusammengestellt und stellst fest: Wenn du nun jede Beleuchtungsmöglichkeit nutzen möchtest, benötigst du allerhand Software. Im schlimmsten Fall für jede Komponente eine eigene. Der Mainboardhersteller hat eine fürs Board, der Gehäusehersteller liefert etwas für seinen inkludierten RGB-Controller und die Tastatur leuchtet ebenfalls eigenwillig mit eigenen Treibern. Dann wären da noch die Maus und eventuell auch das Mauspad. 

Die Lüftung lässt sich natürlich ebenfalls per Software steuern und schon kommen einige Gigabyte an Bloatware zusammen, die eigentlich niemand haben will. In meinem Fall kamen durch das Gigabyte Controlcenter (Mainboard-RGB & Lüftersteuerung), Corsair iCue (RGB-Controller und Mauspad), HyperX Ingenuity (Tastatur) und Roccat Swarm (Maus) satte 4,5GB Software zusammen, die selbstverständlich regelmäßig durch nervige Popups auf Updates aufmerksam machten.

Wie es einfach mit leichtgewichtigen Open Source-Lösungen geht, möchte ich dir heute zeigen.

Ich habe die Hersteller-Software einfach durch OpenRGB und FanControl ersetzt. Zwei einfache Tools, die durch wenig Speicher- und Ressourcenverbrauch glänzen, schnell eingerichtet sind und bei Bedarf auch durch Plugins erweitert werden können.

In meinem Fall habe ich allerdings kein einziges Plugin benötigt, da sämtliche Komponenten “out of the box” erkannt wurden und perfekt funktionieren. 

Der Funktionsumfang muss sich keinesfalls vor Lösungen wie iCue verstecken. FanControl bietet dir zudem die Möglichkeit, deine Lüfterkurven an jeden erdenklichen Temperatursensor zu binden. Diese Kurven wiederum lassen sich mit jedem Lüfter und jeder Wasserpumpe verknüpfen (sofern selbige per PWM regelbar sind).

Los geht’s!

Zunächst habe ich mich durch sämtliche Uninstaller geklickt, um mein System von der Herstellersoftware zu befreien: In Windows die Einstellungen öffnen, den Bereich “Apps” auswählen und im Suchfeld die Herstellernamen eintippen. Nun einfach alles deinstallieren, was sich um Beleuchtungseffekte und Lüftersteuerung kümmert. Bei Gigabyte ist es das “Gigabyte Controlcenter”, bei ASUS etwa “Armoury Crate” und Corsair hat sich bei mir besonders mit “iCue” einen nicht wirklich guten Namen gemacht. 

Nun habe ich Windows einmal neu gestartet, damit eventuell noch aktive Hintergrunddienste beendet werden.

Die Lüftersteuerung

Da es ohne Lüftersteuerung nicht geht, habe ich zunächst den aktuell etwa 14MB großen Installer von FanControl  (https://getfancontrol.com/) heruntergeladen und installiert. Nach der Installation benötigt die Software etwa 45MB Speicherplatz. Beim ersten Start wird man durch einen einfachen Einrichtungs-Wizard geführt, alle Lüfter werden kalibriert und nach etwa 5 Minuten steht die Software mit all ihren Features zur Verfügung.

Das UI der App ist zunächst gewöhnungsbedürftig, da es im Vergleich zum zuvor gewohnten GCC nicht instantan mit grafisch aufbereiteter Temperaturkurve und den üblichen Buttons “Silent”, “Default”, “Turbo”, usw., sondern kleinen Karten daherkommt, auf denen man zunächst nur die Lüfter- bzw. Pumpendrehzahl, Temperaturen und später auch die Einstellungen wiederfindet, die man angelegt hat. 

Über das “+” können dann beispielsweise Temperaturkurven, Offsetwerte von Sensoren und Trigger definiert werden, mit denen sich die Lüftersteuerung genau so einrichten lässt, wie man es mag. Karten lassen sich aufklappen und einfach anpassen.

Ich habe mich beispielsweise dafür entschieden, die Durchschnittstemperatur der CPU als Sensorwert auszuwerten und hierüber die Lüfter der Radiatoren zu steuern, da dieser Wert nicht so sprunghaft ansteigt, wie die Temperatur meines hitzigen AMD Ryzen und es so auch deutlich ruhiger im Tower wird. Die Lüfter drehen eben nicht mehr hysterisch auf, nur um nach wenigen Sekunden wieder heruntergeregelt zu werden. Und wenn es wirklich heiß wird, steigt auch die Durchschnittstemperatur merklich an, was wiederum für schnellere Drehzahlen sorgen wird.

Das einfache Design hat mich zu Beginn nicht wirklich überzeugt, fühlt sich aber mittlerweile gut an. Ich empfinde es sogar als schick und nicht überladen. Die Software ist wunderbar schnell und lässt sich einfach über ein Häkchen im Einstellungsbereich automatisch mit dem Start von Windows starten.

Die Beleuchtung

Da ich es im Gehäuse gerne farbig beleuchtet habe, habe ich mir für die Beleuchtung OpenRGB (https://openrgb.org/) heruntergeladen und entpackt. Das Paket benötigt ausgepackt gerade einmal 26MB. Ich habe es gleich in meinen persönlichen Ordner verschoben, damit ich es beim Aufräumen alter Downloads nicht versehentlich wegräume: OpenRGB kommt ohne separaten Installer. 

Damit auch alle Hardwarekomponenten (Liste aller unterstützten Geräte) erkannt werden, wird empfohlen, die Software als Administrator auszuführen. Ich habe es zunächst ohne Adminrechte ausprobiert und festgestellt, dass die RAM-Riegel nicht erkannt worden sind. In meinem Fall half diese Empfehlung also durchaus weiter. Auch OpenRGB kommt simpel aufgebaut und sehr aufgeräumt daher: Kein optischer Schnickschnack, denn den haben wir am Ende ja im Gehäuse und wenn man ehrlich ist, sieht man gute RGB-Software nicht wirklich oft wieder, da sie ihre Arbeit still und heimlich im Hintergrund verrichtet. 

In Reitern unterteilt findet man nun alle erkannten Geräte wieder und kann sämtliche Lichter und Effekte einstellen. Im Falle meiner Tastatur kann ich beispielsweise einzelne Tasten andersfarbig beleuchten. Die Lüfter an den Radiatoren kann ich – wie auch von iCue gewohnt – je nach Systemtemperatur unterschiedlich färben oder wilde Reiheneffekte einrichten. 

Sicherlich ist die Software nicht ganz so einfach im Handling, wie beispielsweise iCue, so musste ich für meine Lüfter genau wissen, wieviele LEDs verbaut sind, damit ich sie korrekt ansteuern kann. Ein wenig Recherche war also nötig. Am Ende aber leistet OpenRGB nach einer gewissen Einrichtungs- und Eingewöhnungsphase genau das, was es soll. 

Die getätigten Einstellungen lassen sich in Profilen sichern und so kann man – wenn man denn möchte – für jede Gefühlslage ein anderes Farblayout einrichten. 

Eine “Kleinigkeit” nervte allerdings gewaltig: Der automatische Start mit Windows funktioniert zwar prinzipiell, lädt aber in meinem Setup die Konfiguration nur zur Hälfte und nach einem Sleep / Hibernate vergisst es leider auch, was zuletzt eingestellt war und so fand ich den PC nach einer Zeit im Standby mit einer Hälfte Regenbogen-Beleuchtung und einer anderen Hälfte in rot und weiß wieder. 

Allerdings: Auch hierfür gibt es Abhilfe! 

Die Windows Aufgabenplanung sorgt für maximalen Komfort

Damit OpenRGB beim Start und nach einer Weile im Standby einfach so funktioniert, wie ich es erwarten würde, habe ich flott 2 Aufgaben mit Windows-Bordmitteln angelegt.

Erste Aufgabe: bei Anmeldung ausführen

In der App “Aufgabenplanung” habe ich zunächst eine neue, “einfache Aufgabe” mit Namen “001_OpenRGB” angelegt, die “bei Anmeldung” ausgeführt werden soll. Der Name ist frei wählbar. Damit ich eigene Aufgaben schneller wiederfinde, setze ich gerne Nummern vor den Namen.

Als Aktion habe ich den vollen Pfad zur ausführbaren Datei von OpenRGB angegeben – in meinem Fall: 

"C:\Users\[Benutzername]\OpenRGB\OpenRGB Windows 64-bit\OpenRGB.exe"

Den Pfad sollte man hier in Anführungszeichen setzen.
Zusätzlich werden noch folgende Argumente benötigt:

--startminimized --profile "laberbla" --server --server-port 6742

Die Argumente kurz erklärt:

–startminimized sorgt dafür, dass OpenRGB im Hintergrund und minimiert gestartet wird
–profile “…” lädt das gespeicherte Profil mit dem zwischen den Anführungszeichen angegebenen Namen
–server startet einen OpenRGB-Server (was noch wichtig wird, wenn man nach Standby oder Hibernate kein Farbmischmasch erleben möchte)
–server-port gibt den Port an, unter dem OpenRGB erreichbar sein soll. 6742 ist der Standard-Port und daran habe ich auch nichts geändert. 

In den weiteren Einstellungen der neuen Aufgabe habe ich lediglich eingestellt, dass keine neue Instanz gestartet werden darf, wenn die Aufgabe bereits ausgeführt wird und das Häkchen entfernt, das dafür sorgt, laufende Aufgaben nach spätestens 3 Tagen zu beenden.

Und so sieht das Ganze fertig eingerichtet in der Aufgabenplanung aus:

 

Zweite Aufgabe: bei einer Arbeitsstationsentsperrung ausführen

Damit auch nach einem Sleep / Hibernate kein Farbwirrwarr entsteht, benötige ich eine zweite Aufgabe. Diese habe ich “002_OpenRGB_AfterUnlock” genannt und sie sieht im Prinzip genau so aus, wie die erste. Allerdings mit kleinen Unterschieden!

Als Trigger wird hier nicht die Anmeldung gewählt, sondern die Arbeitsstationsentsperrung. Weiterhin benötigt der Aufruf weniger Argumente, nämlich lediglich den Namen des Profils: 

--profile "laberbla"

Und zudem muss erlaubt sein, eine weitere Instanz der Aufgabe auszuführen. Hier habe ich auch den Haken gesetzt, dass die Aufgabe nach einer Laufzeit von 1 Stunde beendet werden kann (damit das Nachladen des Profils nicht ewig im Speicher verbleibt).

Fertig.

Der Vollständigkeit halber auch hier noch einmal die vollständig eingerichtete Aufgabe in Bildern:

Hinweis: Die Option, OpenRGB beim Start von Windows automatisch zu starten, sollte nach dem Einrichten dieser beiden Aufgaben deaktiviert werden, da es sonst nicht funktioniert. Die Windows Aufgabenplanung erledigt den Start für dich!

Fazit

Die Einrichtung benötigt sicherlich etwas länger als man es gewohnt ist und  ist mit etwa 5 Minuten mehr, die man für das Anlegen der Aufgaben benötigt, nicht ganz so komfortabel, doch macht sich der Mehraufwand durchaus bezahlt.

Mit den schmalen Open Source-Lösungen belege ich anstelle von 4,5GB nur noch etwas mehr als 60MB Speicherplatz und die Arbeitsspeicherbelegung sieht ebenfalls deutlich geschmeidiger aus. Es dürfte auch klar sein, dass es dem PC deutlich mehr “Spaß” macht, nur zwei anstelle von vielen Tools auszuführen, die prinzipiell alle das selbe tun. 

Zudem gibt es keine nervigen Popup-Kaskaden durch immer neue Updates und – sicherlich ein spezieller Fall – meine HyperX-Tastatur muss nicht nach jedem zweiten Start einmal ab- und wieder angestöpselt werden, damit sie aufhört, in Regenbogenfarben oder gar nicht zu leuchten. 

Und als sehr angenehm empfinde ich den hörbaren Bonus, die Lüftersteuerung nicht von der CPU-Temperatur (der einzig wählbare Sensor, den Gigabyte im Controlcenter angeboten hatte), sondern vom Durchschnittswert der etwa letzten 10 Sekunden abhängig zu machen. Das schont das Gehör durch Lüftereskapaden, nur weil sich eine Ryzen-CPU zwischendurch gerne mal sprungartig aufheizen kann und das auch darf. 

Last but not least

Bevor du loslegst und es mir nachmachst, überprüfe zunächst ob deine Hardware auch von OpenRGB unterstützt wird: https://openrgb.org/devices.html

Die Lösung über die Durchschnittstemperatur kann, abhängig vom jeweils eingesetzten Kühlkonzept, allerdings auch kontraproduktiv sein.

In meinem Fall sorgen zwei 360er Radiatoren mit jeweils 3 Lüftern für stets kühles Wasser. Da muss eben nicht alle paar Sekunden mit hohen Drehzahlen nachgekühlt werden. Bei einem eingesetzten CPU-Block mit Lüftern ist der hörbare Effekt vermutlich zu vernachlässigen und das Hochregeln der Lüfter möglicherweise wichtig. 

Wenn du meine Lösung ausprobieren möchtest, behalte die Temperaturen deines Systems nach der Einrichtung von FanControl unbedingt im Auge und passe die Einstellungen entsprechend an, sollte es nicht so funktionieren!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert